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Betendes „Herzstück“ des Viertels Ampère

Drei Schwestern vom Göttlichen Erlöser

In Straßburg gibt es eine kleine Gemeinschaft der Schwestern vom Göttlichen Erlöser, die in einer Sozialwohnung im Stadtviertel Ampère leben. Dieses Viertel hat nun einen besseren Ruf, aber 60 % der Bewohner sind arbeitslos und es gibt zahlreiche Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil. Die Ordensschwestern teilen die Freuden und Sorgen der Bewohner und sind außerdem anderweitig engagiert.

Vor dem Fahrstuhl wird Sr. Marthe von einer Dame angesprochen, die ihr die Kinderkleider ihrer Tochter anbietet. Jeder hier kennt die Schwestern, deren Tür allen offensteht. Ein Nachbar kommt, um seine Hose flicken zu lassen, eine Mutter braucht jemanden, der auf ihre Tochter aufpasst, solange sie beim Einkaufen ist, die Nachbarn freuen sich über ein Stück Kuchen oder ein Tütchen Weihnachtsplätzchen etc.… “Wir werden immer mehr als Gemeinschaft wahrgenommen", erzählt Sr. Marthe. "Die Menschen bitten uns für sie zu beten. Eine muslimische Familie hat uns sogar eines Tages gesagt, dass es ihr viel bedeutet, dass wir in der Wohnung über ihr beten“. Sr. Marthe, 77 Jahre, eine echte Elsässerin, die 17 Jahre als ambulante Krankenschwester in ländlichen Gebieten gearbeitet hat, erzählt, dass die drei Ordensschwestern bei ihrer Ankunft 2012 etwas ratlos waren. „Doch heute ist es bereichernd, in diesem Viertel mit all den vielen gewachsenen Beziehungen zu leben", bezeugt Sr. Marie-Hélène. "Es ist schön, das Lachen der Kinder aus der Schule unter uns zu hören. Es ist nie eintönig, denn wir erleben viele unvorhergesehene Situationen. Wir knüpfen hier vor allem feste Freundschaften“. So freut sie sich mit ihren 83 Jahren 4 Schülerinnen Hausaufgabenhilfe zu geben. „Ich helfe ihnen, sich zu entfalten und sie helfen mir weiterzumachen“.

Die Gemeinschaft ist aufmerksam auf die Nöte der Menschen, besonders der Ärmsten. Die Schwestern nehmen am Fest des Viertels und dem Fest der Nachbarschaft teil - das Haus Nr. 32 in der Wattwiller-Straße hat den Nachbarschaftspreis gewonnen. Sie sind auch bei den Versammlungen des „Bürgerrates Ampère“ zur Verbesserung der Lebensbedingungen im Stadtviertel, etc. „Wir sind ein Teil der Bevölkerung und sie ist ein Teil unseres Lebens“ fügt Schwester Marthe hinzu.

Gebet für das Stadtviertel, die Pfarrei, die Welt

Außer den kleinen Hilfsleistungen möchte die Gemeinschaft „Menschliche und kirchliche Präsenz“ sein. In diesem Sinn bieten Schwester Nicole und Schwester Marie-Hélène eine Erstverkündigung für etwa 15 Kinder und für Gläubige, die wieder einsteigen möchten, an. Alle drei Wochen ist eine Eucharistiefeier, die es im Anschluss auch ermöglicht, „sich zu treffen und über Neuigkeiten im Stadtviertel auszutauschen“. Und im schönen Gebetsraum, indem auch eine Karte mit den verschiedenen Gemeinschaften der Kongregation angebracht ist, betrachten die Schwestern jeden Tag das Wort Gottes. Sie beten gemeinsam Laudes und Vesper, sie singen die Psalmen und treten „für das Stadtviertel, mit den Freuden und Nöten der Menschen, für die Pfarrei und für die Welt ein, als kleine Zelle in Verbindung mit der Gesamtkirche“. Außerdem nehmen sie sonntags Kinder mit in den Gottesdienst der Seelsorgeeinheit Neudorf-Port-du-Rhin. Sr. Marthe übernimmt dort mit 72 anderen Personen eine Stunde Anbetung in der Kapelle.

Das Leben einsetzen Neben ihrem

Einsatz für das Wohnviertel engagieren sich die Schwestern auch in der Stadt. Schwester Marthe steht zweimal pro Woche für die Familienangehörigen der Haftanstalt Elsau zur Verfügung und sie besuchen zu zweit Wohnsitzlose im Rahmen der ökumenischen Straßenseelsorge. Schwester Nicole, die Oberin, ist für einen ehrenamtlichen Palliativdienst am städtischen Krankenhaus und an der Rhénaklinik (Zusammenschluss von drei konfessionellen Krankenhäusern) zuständig. Zuvor war sie hauptberuflich in diesem Bereich tätig.

Nachdem die katholische Klinik St. Odile in Neudorf, die von der Kongregation geleitet wurde, geschlossen worden war, haben die Schwestern ihre Verantwortlichen gebeten, sich hier niederzulassen, zur großen Freude des zuständigen Pfarrers, der über die fehlende Präsenz der Kirche in dieser Siedlung traurig war. Angeregt durch die Seligsprechung ihrer Gründerin Elisabeth Eppinger (mit Ordensnamen Mutter Alfons Maria) am 9. September 2018, leben die drei ehemaligen Krankenschwestern ihre Berufung nun auf neue Weise: „in Einheit mit Gott das Leben einsetzen“, „bereichert durch ein geschwisterliches Gemeinschaftsleben“.

Chantal Joly