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„Der Jugend trauen“

Schwesterntreffen der Provinz Deutschland-Österreich in Obernzell.

Eine Premiere für die Provinz Deutschland/Österreich gab es vom 20.-22. November 2015 in Obernzell. Dort fand zum ersten Mal ein Treffen der Altersgruppen 1+2 auf Provinzebene statt. 21 Schwestern (ab Jahrgang 1954) trafen sich zum Austausch und zur Begegnung unter dem Thema „Der Jugend trauen“. Maßgeblich gestaltet und bereichert wurden die Tage von Prof. Dr. Martin Lechner aus Benediktbeuern, der uns Impulse des ordensübergreifenden Berufungspastoral-Projektes der Deutschen Ordensoberenkonferenz nahe brachte.

Am Beginn stand die persönliche Besinnung und der Austausch auf den eigenen Berufungsweg, orientiert an Offb 10,8-11. Welches Schriftwort hat mich in meiner Entscheidung/ auf meinem Berufungsweg begleitet? Was schmeckt für mich „süß“? Was freut mich? Was schmeckt für mich „bitter“? Was ist schwer? Und: Wo lockt es mich noch hin? Was ist jetzt dran?

Am Samstagvormittag nahm Prof. Lechner uns mit auf den gedanklichen Weg von der Pastoral zur Evangelisierung. Das Ziel von Kirche (und von Orden) ist nicht die Selbsterhaltung, sondern die Verkündigung des Reiches Gottes. Menschen müssen erfahren, dass Gott das Heil wirkt. Diese frohe Botschaft müssen wir nicht herstellen, sondern darstellen. Wir sind gerufen – wie eine Hebamme – das Gute heraus zu begleiten, was Gott in jeden Menschen und besonders in Jugendlichen angelegt hat, um die Welt von innen her umzuwandeln.

Nach diesen Impulsen ging es für uns um die Frage: Was sind unsere Stärken als Schwestern vom Göttlichen Erlöser? Was würde im Konzert der Evangelisierung fehlen, wenn es uns und unser Charisma nicht gäbe? Im Austausch kam eine große Dankbarkeit für das Erbe von Mutter Alfons Maria zum Ausdruck.

Am Nachmittag tauchten wir ein in die Welt der Jugend heute. Stichworte wie „Pluralisierung“, „Individualisierung“, „Globalisierung“ und „Digitalisierung“ bekamen Fleisch und ein Gesicht, unter anderem unterfüttert durch die Sinus-Milieustudie. Uns wurde sehr deutlich, dass die jungen Menschen heute vor großen Herausforderungen stehen, ihr Leben selbst zu gestalten und sie pragmatisch wählen, was sie weiterbringt.

Prof. Dr. Lechner stellte anschließend 5 Thesen zum Verhältnis von Kirche und Jugend auf. Er gab zu bedenken, dass es ein neues Verhältnis von der Person zur Institution gibt und Kirche für Jugendliche „passen“ muss. Junge Menschen sehen sich nicht mehr so in der Pflicht, sondern nutzen eine gute Gelegenheit. Daher muss kirchliches Handeln kontemplativ, partizipativ und differenziert vorgehen, um diese Reich-Gottes-Botschaft zu verkünden.

In 4 sendungsspezifischen Kleingruppen (Hauswirtschaft, soziale Dienste, Schule, sonstige Aufgaben) versuchten wir diese Gedanken auf unseren konkreten Alltag zu übertragen.

Der Samstagabend stand ganz im Zeichen der spielerischen Freude. Einige Jugendliche hatten mit Sr. Sara ein Activity mit Begriffen und Themen aus der Lebenswelt von Jugendlichen vorbereitet. Da wurde bei Pantomime, Tanz oder lustigen Erklärungsversuchen viel gelacht.

Am Sonntag feierten wir zunächst mit der Hausgemeinschaft in Obernzell das Patrozinium der Klosterkirche – Christkönig! Anschließend ging es darum, noch ganz konkrete Schritte in den Blick zu nehmen, um die Impulse des Wochenendes nicht im Sand verlaufen zu lassen: die Herzensbildung (bei uns und unseren Mitarbeitern), die Weiterentwicklung der Qualität unserer Beziehungen, die Aufmerksamkeit im Alltag und das Zeugnis für alle Menschen „Gott ist für Dich da“. Mit dem Lied „Aufbruch zum Leben“ klang das Wochenende aus, das von allen Schwestern als sehr lebendig und bereichernd erlebt wurde. Es möge nicht das Letzte in dieser Zusammensetzung gewesen sein!

Sr. Sara Thiel